Störfallverein Bad Münder

Bericht der Arbeitsgruppe "Medizin" vom 29.11.02


Die Exposition des Epichlorhydrins und seiner Abbauprodukte hat nicht nur am Ünglücksabend stattgefunden, sondern war auch noch an den folgenden fünf Tagen ungemessen präsent(nur zum Teil verbrannt, ist es in unbekannter Menge freigesetzt worden).

Das belegen die sieben Tage später in Bakede gemessenen Chlorpropandiolspiegel, und die relativ spät als Reaktion auf Phosgen aufgetretenen grippeähnlichen Symptome in der Bevölkerung.

Wärme-und Niederschlagsbedingt ist es in den Tagen nach dem Unfall zu einer Remobilisierung (Verdunstung, Kondensation, Wandern der Wolken, Niederschlag) des Epichlorhydrins und seiner Verbrennungsprodukte gekommen!

Die zu der Zeit aufgetretenen Krankheitsbilder waren:
Hornhautnekrose, Leistungsabfall,vermehrte asthmatische Beschwerden, Konjunktivitis, allgem. Rhinitis, Taubheitsgefühle in den Extremitäten, Cortison-pflichtiges Quincke-Ödem, Schlafstörungen, Geschmacksstörungen mit dem über Wochen anhaltenden Gefühl einer pelzigen Zunge, ärztlich bescheinigte Rachenrötungen, Stimmbandirritationen.

Objektiv gemessene Transaminasen der Hilfskräfte und Bevölkerung im Umkreis von drei Kilometern waren in 25-30% leicht erhöht (GPT ist der offensichtliche Marker). Dabei sind Männer stärker als Frauen betroffen. Dies betraf nicht nur die Personen mit Beschwerden, sondern zu 2/3 die Symptomlosen. Bei Wiederholungsmessung nach vier Wochen waren nur 40% reversibel und 35% weiter erhöht, sogar mit weiterem leichten Anstieg (Anfangsbild einer toxischen Hepatitis.

Hier läuft eine weitere Untwersuchung zur Exposition mit Epichlorhydrin durch Messung der Hämoglobin-Addukte, die in sechs Monaten wiederholt werden soll (Stichprobe an 1900 Pers.,um den Erythrozytenstatus vor dem Unfall zu bekommen), sowie eine von der Universität München begleitende Fragebogenaktion.

Das Problem insgesamt besteht in den widersprüchlichen Auskünften der sog.Fachleute, auf die sich Polizei, Feuerwehr und Gesundheitsamt berufen.
Isgesamt ergibt sich jedoch das erschreckende Bild falsch befragter Fachleute,die sich auf Daten beriefen, die durch falsche Meßansätze erhoben wurden (negative Werte bei maximaler Belastung 3mg/km3), erste Messung erfolgte erst um 3 Uhr nachts.
Es fehlte die Erhebung durch eine mobile Einsatztruppe (Gaschromatographie Massenspektroskopie).
Deshalb wurde die Evakuierung in eine falsche Richtung veranlaßt und zu früh (2.30Uhr) wieder aufgehoben.
Beleg sind die Geruchsbelästigung in dem Schwimmbad des Friederikenstifts am nächsten Tag als auch in der Nachbarschaft gelegenen Firmenräume.

Wie man es besser machen kann, zeigt das Beispiel "Lausanne" mit effektiver Evakuierung bis nach der vollständigen Sanierung der Unfallstelle(dort waren 1994 ca 47000 Liter ECH auf dem Bahnhof von Lausanne ausgelaufen).

Weiterhin ungeklärt ist die für eine Verbrennung von ECH untypische, jedoch von allen beobachtete schwarze Wolke, die nach der Explosion über Bad Münder in Richtung Bakede gezogen ist und auf dem Weg dorthin eine gelben Staub (evtl.Polymere?) abgesetzt hat.
ECH verbrennt nicht svhwarz!

Dr.med.Ekkehard Schmoll
Leiter Kompetenzteam "Störfall Bad Münder e.V"